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Neue Abwasseraufbereitungsanlage für die Melamin-Anlagen der LAT Nitrogen

Pörner schließt dreieinhalb-jähriges EPCM-Projekt erfolgreich ab

Anlagengelände vor dem Umbau

Anlagengelände nach dem Umbau

Verladung der beiden Hydrolyzer für den Seetransport in Mumbai

Die LAT Nitrogen Linz GmbH betreibt am Standort Chemiepark Linz zwei Produktionsanlagen zur Herstellung von Melamin. Für die beiden Anlagen wurde eine neue, dem Stand der Technik entsprechende, Abwasserbehandlungsanlage errichtet.

LAT Nitrogen (bis Juli 2023 Borealis Agrolinz Melamine GmbH) beauftragte die Pörner Ingenieurgesellschaft mbH in Linz im März 2020 mit der EPCM-Ausführung dieses anspruchsvollen Projektes. Der Auftrag umfasste Behördenengineering, erweitertes Basic Engineering, Detail Engineering, Projektmanagement, Terminplanung, Einkaufsunterstützung mit Expediting, Bau- und Montageüberwachung sowie Inbetriebnahmeunterstützung. Die Gesamt-Investitionskosten der Modernisierung lagen bei ca. 42 Millionen Euro. Nach erfolgreicher Inbetriebsetzungsphase läuft die neue thermische Abwasseranlage seit Ende Juli 2023 im Vollbetrieb.

Demontage von 1.500 Tonnen

Das Projekt bestand aus zwei Teilprojekten: Zunächst mussten die beiden stillgelegten Melaminanlagen 2&3 vollständig demontiert werden. Dazu wurden allein 148 Tonnen Isolierung und Rohrleitungen, 1.200 Tonnen Stahl und Aluminium sowie weitere 160 Tonnen an Bauresten demontiert und fachgerecht entsorgt. Die neunmonatigen Arbeiten dauerten bis November 2021 bis das Baufeld frei war. Noch im vierten Quartal 2021 wurde mit dem Bau der neuen Aufbereitungsanlage für die Prozessabwässer der in Betrieb befindlichen Melaminanlagen 4&5 begonnen. Die Melaminanlage 5 mit anspruchsvollen Prozessparametern (175 bar Druck und über 400 Grad Celsius Temperatur) wurde in den Jahren 1998 – 1999 von Pörner geplant.

Abwasseraufbereitung nach dem neuesten Stand der Technik

In den Melaminanlagen wird Harnstoff als Ausgangsmaterial verwendet, worin die Reinigung und Isolierung des Endprodukts Melamin über eine wässrige Aufarbeitung erfolgt. Die dabei verwendete Mutterlauge wird weitgehend im Kreislauf geführt. Aus Qualitätsgründen ist es erforderlich, eine Mindestmenge an Mutterlauge auszuschleusen. Die Abwasseraufbereitung dieser „Prozessabwässer“ erfolgte bisher über zwei bestehende thermische Abwasseraufarbeitungsanlagen. Diese wurden im Zuge des Projekts durch eine neue Anlage mit bester verfügbarer Technologie ersetzt und ein 1000 Kubikmeter großer Doppelmanteltank für die Pufferung der Rohprozessabwässer errichtet.

Die neue Abwasseraufbereitungsanlage besteht aus zwei seriell geschalteten Druckapparaten (Hydrolyzern), die mit einem Betriebsdruck von 45 bar und einer Betriebstemperatur von über 230 Grad Celsius betrieben werden. Während das Abwasser durch die beiden Hydrolyzer fließt, werden die organischen Stickstoffverbindungen zu Ammoniak und Kohlendioxid hydrolysiert, also in Reaktion mit Wasser gespalten. Der nachgeschaltete Stripper dient zum Austreiben des gelösten Ammoniaks aus dem Abwasser, welches danach kondensiert und anschließend als Ammoniumkarbonat-Lösung wieder dem Prozess rückgeführt wird. Das gereinigte „Prozessabwasser“ wird über Wärmetauscher rückgekühlt und nach Überprüfung aller Grenzwerte (pH-Wert, Temperatur, Trübung, etc.) in den Kühlwasserkanal eingeleitet.

Zwei Superlativen auf dem Weg von Mumbai nach Linz

Die zwei Hydrolyzer sind je 180 Tonnen schwer und 37 Meter lang. Sie wurden in Indien produziert und gelangten auf dem Seeweg von Mumbai nach Antwerpen. Auf einem Binnenschiff ging die Reise dann über Rhein, Main und Donau zu ihrem Bestimmungsort in Linz weiter.

Eine Herausforderung vor Ort war anschließend die Platzierung der beiden Hydrolyzer auf die fünf Meter hohen Fundamentstreifen im Werksgelände. Aus Platzgründen war ein Einhub mittels Kränen nicht möglich, daher kam ein hydraulisches Spezial-Hebe-/Verschubsystem zum Einsatz.

Die Betriebstemperatur der Hydrolyzer wird über Wärmetauscherbündel, welche mit 40 bar Dampf beheizt werden, stets über 230 °C gehalten. Eine entsprechende Versorgungsleitung, von den beiden Ammoniakanlagen kommend, musste neu errichtet und bestehende Rohrbrücken ertüchtigt werden. Im April 2023 wurde die 1,2 Kilometer lange 40-bar-Dampfleitung inklusive Kondensatsystem erfolgreich in Betrieb genommen.

In Summe wurden in der Neuanlage:

  • 40 Equipments
  • 8.100 m Rohrleitungen 
  • 3.600 Flansche  
  • 3.700 Bögen 
  • 2.000 Armaturen
  • sowie 300 EMSR Feldgeräte

vorgefertigt, installiert und getestet.

Pörner-Projektleiter Harald Grünberger resümiert: „Es waren aufregende dreieinhalb Jahre, diese Anlage von der Demontage und Neubau über alle Ingenieur-Disziplinen hinweg bis zur Inbetriebnahme zu begleiten.Nach sehr fordernden Wochen wurde die Hydrolyse-Anlage, pünktlich, am 16. Juni 2023 mit Mechanical Completion an den Betrieb übergeben. Wir freuen uns mit LAT Nitrogen, dass die Anlage nun wie geplant läuft und LAT Nitrogen Melamin unter Einhaltung aller Umweltauflagen produzieren kann!

Über LAT Nitrogen

LAT Nitrogen ist ein führender europäischer Anbieter von stickstoffbasierten Produkten auf dem Markt für Pflanzennährstoffe und Industriechemikalien. Das Unternehmen entstand durch die Übernahme der Geschäftsbereiche Fertilizer, Technical Nitrogen und Melamin von Borealis durch AGROFERT im Juni 2023. LAT Nitrogen beschäftigt europaweit rund 2.000 Mitarbeiter und betreibt Produktionsstätten in Österreich, Frankreich und Deutschland.

Ansprechpartnerin

Mag. Lydia Brandtner

Leiterin Marketing
Pörner Gruppe
Tel.: +43 5 05899-718